Hilft Chili gegen Krebs?
Die sowohl vorbeugende als auch heilende Wirkung von Chili bei Krebs scheint die am meisten erforschte Wirkungsweise von Capsaicin zu sein. Was den Wissenschaftlern schon vor Jahren auffiel, war, dass Menschen in Ländern wie Mexiko und Indien wesentlich seltener an Krebs erkranken, und dort wird eben traditionell sehr scharf gegessen. Und tatsächlich ist mittlerweile erwiesen, dass Capsaicin auf vielfältige Weise gegen eine Vielzahl von Krebsarten schützt.
Capsaicin wirkt auf die Mitochondrien (Kraftwerke) der Krebszellen
Eine Studie von Wissenschaftlern der Nottingham University aus dem Jahr 2007 zeigte, dass Capsaicin gezielt Krebszellen angreift (in diesem Fall laborgezüchtete Krebszellen in der Lunge und in der Bauchspeicheldrüse). Dabei unterstützt es in den Kraftwerken der Zellen (Mitochondrien) die Bildung bestimmter Proteine, die das natürliche Zellsterben (Apoptose), das bei Krebszellen normalerweise gehemmt ist, wieder auslösen [1].
Eine ähnliche Studie wurde 2008 über den aggressiven Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) herausgebracht. Die Forscher fanden ebenfalls heraus, dass Capsaicin das Selbstmordprogramm von Krebszellen wieder aktiviert, aber – und das ist das großartige daran – gesunde Zellen nicht schädigt oder beeinträchtigt [2].
Auch bei Brustkrebs scheint dieser Vorgang zu funktionieren. Insbesondere wenn der Brustkrebs nicht mehr auf Chemotherapie oder Bestrahlung anspricht, ist ein Enzym (Caspase-3) in den Zellen gehemmt, das normalerweise erkennt, wenn die Zelle zu alt oder beschädigt ist und dann den Zelltod auslöst [3]. In den Krebszellen ist dieses Enzym außer Kraft gesetzt und daher können sie weiter wachsen, sich ungezähmt teilen und Metastasen bilden. Capsaicin hingegen konnte das Wachstum des Brustkrebses stoppen, indem es das Wachstum der Zellen hemmte und das Selbstmordprogramm der Krebszellen aktivierte. Die wachstumshemmende Funktion des Capsaicin wurde 2010 von einer Hongkonger Forschergruppe auch auf das schwer zu behandelnde kleinzellige Bronchialkarzinom nachgewiesen [4].
Capsaicin gegen Prostatakrebs
Sehr intensiv erforscht ist auch die Wirkung von Capsaicin auf Prostatakrebs. Dieser Krebs ist in vielen Ländern die häufigste Krebserkrankung bei Männern, auch wenn er relativ gut heilbar ist und „nur“ eine Sterblichkeitsrate von 10 Prozent aufweist.
In einer US-amerikanischen Studie konnte im Tierversuch nachgewiesen werden, dass die Gabe von Capsaicin Prostatakrebs auf ein Fünftel der ursprünglichen Größe schrumpfen ließ [5]. Auch hier gelang es dem Capsaicin das gehemmte Selbstmordprogramm der entarteten Zellen zu reaktivieren. Es wirkte aber noch auf eine andere Weise: Das Wachstum der Zellen, auch der Krebszellen wird von männlichen Sexualhormonen (Androgene) aktiviert. Je mehr Rezeptoren für diese Androgene in einer Zelle vorhanden sind, desto schneller wächst sie. Dabei haben Prostatakrebszellen die Fähigkeit, die Produktion dieser Rezeptoren anzukurbeln und somit ihr eigenes Wachstum zu verstärken. Die Forscher entdeckten, dass das Capsaicin diese Rezeptoren wieder reduzierte und somit das Wachstum der Krebszellen hemmte.
Capsaicin bei Magengeschwüren
Vielleicht mag man denken, dass die feurigen Chilis einen Magen mit einer Entzündung oder einem Magengeschwür noch zusätzlich belasten, aber tatsächlich wurde schon im Jahr 1996 herausgefunden, dass Capsaicin die Heilung von Magengeschwüren beschleunigen kann [6]. Dabei fördert es vor allem die Durchblutung der Magenschleimhaut und beschleunigt dadurch die Heilung. Außerdem erhöht es die Aktivität bestimmter Verdauungsenzyme und führt so zur Entstehung einer säureunlöslichen Schutzschicht auf der Magenschleimhaut. Es regt also die Selbstheilungskräfte des Magens an und das ohne Nebenwirkungen, die die üblichen Medikamente, die vor allem die Magensäurebildung hemmen, mit sich bringen. Mittlerweile ist auch erwiesen, dass Capsaicin entzündungshemmend auf die von Heliobacter pylori befallenen Zellen der Magenschleimhaut wirkt. Heliobacter pylori ist das Bakterium, das die Magenschleimhautentzündung hervorruft und die Bildung von Magengeschwüren auslösen kann [7].
Weiterführende Literatur / Quellenangaben:
[1] Athanasiou, A. et al. (2007): Vanilloid receptor agonists and antagonists are mitochondrial inhibitors: how vanilloids cause non-vanilloid receptor mediated cell death. Biochemical and Biophysical Research Communications, 354 (1). pp. 50-55. ISSN: 0006-291X
[2] Zhang, r. et al. (2008): In vitro and in vivo induction of apoptosis by capsaicin in pancreatic cancer cells is mediated through ROS generation and mitochondrial death pathway. Apoptosis 13 (12): 1465-78. doi: 10.1007/s10495-008-0278-6.
[3] Chang, H.C. et al. (2011): Capsaicin may induce breast cancer cell death through apoptosis-inducing factor involving mitochondrial dysfunction. Human & Experimental Toxicology 30 (10): 1657-65. doi: 10.1177/0960327110396530.
[4] Brown et al. (2010): Capsaicin Displays Anti-Proliferative Activity against Human Small Cell Lung Cancer in Cell Culture and Nude Mice Models via the E2F Pathway. PLoS ONE 5(4): e10243. doi:10.1371/journal.pone.0010243
[5] Mori, A., Lehmann, S. et al. (2006): Capsaicin, a Component of Red Peppers, Inhibits the Growth of Androgen-Independent, p53 Mutant Prostate Cancer Cells. Cancer Research 66: 3222, doi: 10.1158/0008-5472.CAN-05-0087
[6] Kang, J.Y. et al. (1996): Effect of capsaicin and cimetidine on the healing of acetic acid induced gastric ulceration in the rat. Gut. 1996 Jun; 38(6): 832–836.
[7] Lee, I.O. et al. (2007): Anti-inflammatory effect of capsaicin in Helicobacter pylori-infected gastric epithelial cells. Helicobacter 12(5): 510-517.
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